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Eine Premiere zeigt die Richtung


Die erste BWF war kein Irrrweg oder Ruderfreunde auf Abwegen
Von Thorsten Haun MRV

Das war sie nun, die erste Bergwanderfahrt, dieses Jahr in der Schweiz. Es begann sehr friedlich am Badener Ruderverein, der eigentlich in Neuenhof liegt. Hierher hatte der Große Organisator der ersten BWF Andreas Pirscher die Vorhut Uta Tsukamura und den kleinen Hans Haun eingeladen, um ihn und seine Frau Ute bei seinem alten Lieblingssport Rudern zu bewundern. Sie in einem Doppelvierer mit drei jungen Schweizerinnen, er in einem Achter mit Steuerfrau und einer Besatzung aus zwei Ländern. Bei einem Begrüßungspilzken wurden wir mit der Sprache einiger Schweizer, dem Switzerdütsch vertraut gemacht. Von Neuenhof ging es bei strömenden Regen, nur einer musste wirklich nass werden, in das neue Domizil der Pirschers. Etwas außerhalb von Baden gelegen, im Kirchweg 44 A in Nussbaumen bei Baden. Schön haben sie es hier, die Pirschers, Bergig, und so musste wohl auch die Idee zu ersten BWF entstanden sein. Nach einigen weitern Beck's (aus der Dose, ohne Pfand), ging der erste Abend fröhlich zu Ende.

Freitag 6. Juni

Ein wunderschöner Morgen erwartete uns bei Aufwachen. Freitag, der offizielle Anreisetag für die BWF. Heute würden die restlichen Teilnehmer einfliegen, Thomas Haun mit Stefan Scharf direkt aus ihren Büros in Berlin und Hasan, alias Andreas Hassinger aus Mainz, sowie eine noch große Unbekannte. Wir, die Vorhut, durften aber erst noch einen kleinen Ausflug in den Supermarkt unternehmen, um dort ein leichtes Defizit in der Organisation des Einkaufens bei unserem Großen Organisator festzustellen. Dieses Defizit wurde jedoch schnell beim Terrassenfrühstück ausgeglichen.
Nun aber die Zeit noch nutzen um sich die Großstadt Zürich anzuschauen. Hier wollten wir dann alle zusammentreffen. Schon während der Anreise im Zug meldete sich Hasan. Er hatte den Flieger aus Frankfurt um 9 Uhr genommen. So zogen wir eine gemeinsame Runde durch die Altstadt immer mit einem Auge auf der Suche nach einem Tchibo -Laden. Hier wollten wir noch dies und das für unsere Bergwanderfahrt einkaufen. Einen Tchibo fanden wir nicht, doch das Cafe Weise Rose, laut geliehenen Reiseführer eines der kleinsten Cafes von Zürich. Hier konnten wir dann endlich ein Begrüßungsbier trinken. Wir machten uns dann weiter auf die Pirsch nach einem Tchibo aber auch nach der Carmenstraße 12, Wohnort von Udo Jürgens. Nichts von dem fanden wir, doch zur Freude aller konnten wir endlich die zwei nächsten Teilnehmer, Stefan und Thomas aus Berlin in Empfang nehmen. Ihre Kleidung zeigte schon deutlich deren Intention an. Beide hatte das neue Funktionshemd von Tchibo am Leib und ihre Wanderschuhe bereits geschnürt. Nun waren wir also fast vollständig, bis auf eine große Unbekannte. Langsam lies Thomas durchblicken, um wen es sich drehte.
Langes Schreiben kurzer Sinn, wir kehrten gemeinsam zu unseren Gastgebern, den Pirschers. Eine kleine Unachtsamkeit am Bahnhof bescherte uns noch eine Rundfahrt durch Baden. Während der Grill vorglühte lüftetet sich nun auch das Geheimnis um unsere letzte Teilnehmerin, Sabine. Wohnhaft in Böblingen, geboren in Münster, einem Auto aus Berlin und offensichtlich in einer engen Beziehung zu Thomas. Das Grillen wurde lustig, es wurde gelacht, getrunken und das Geschenk an unser Gastgeber verteilt (sehr einseitig auf Herrn Pirscher abgestimmt, wohl in der Hoffnung etwas zurückzubekommen). Also, es wurde getrunken, gelacht und war immer noch sehr lustig. Was war wohl das Geschenk?

Sonnabend 7. Juni (a.d.A. Samstag)

Die Gruppe stärkte sich bei einem Terrassenfrühstück und startete leicht verspätet mit dem Auto zu einer etwa einstündigen Autofahrt. Nachdem wir den Bahnhof in Jakobsbad, unserem Start- und Zielpunkt der Rundreise erreichten, gönnten wir uns noch einige Bananen. Unser Zug fuhr ein, wir stiegen zu um gleich den Irrtum zu bemerken. Ein weiterer Irrweg, nach der Busreise durch Baden, und so sahen wir noch den kleinen Bahnhof von Kronberg. Der Laune tat es keinen Abbruch, hatten wir doch einen netten Zugbegleiter mit seiner Kollegin, die uns eine Fahrt umsonst zusicherten. Die nächste Bahnfahrt dauerte nun etwas länger als die angekündigten 28 Minuten (etwa 8 Minuten), was wir doch nicht unserem GO anlasten wollen, der ansonsten einen sehr exakten Zeitplan vorgelegt hat. Nach Einfahrt in Wasserauen (886m) ging eine hoch motivierte Wandertruppe, heiß auf die Berge, beladen für die nächsten drei Tage (manche wollten wohl länger bleiben) auf den Tracking Kurs. Der Anstieg wurde mit einem Startspurt angegangen, so dass die ersten Ausfälle absehbar wurden (nach ca. 30 Minuten). Was war geschehen? Uta Tsukamura, aus dem Land mit den meisten Bergen, hatte wohl doch etwas viel geladen. Doch eine tolle Truppe kümmert sich um alle Teilnehmer, und bringt sie alle übern Berg. Nun zogen sich über uns dunkle Wolken zusammen, Einheimische kamen in Scharren entgegen und in der Ferne war ein leichtes Grollen zu vernehmen. Es dauerte nicht mehr lange und wir kamen in einen mittleren Regen. An der Bogartenlücke (1800m) luckte ein weißes Kreuz über den Hügel, was uns verleitete einen kleinen Abweg einzugehen. Diese Entscheidung wurde belohnt, dar uns ein netter Alpoei in seine kleine Alp einkehren ließ und uns mit heißen Tee und Instant Kaffee versorgte. Auch das Grollen in unseren Mägen konnte wir stillen, es wurden weitere Bananen verzehrt (sie wurden nun etwas matschig und stellten sich als nicht ganz geeignet heraus). Der Regen ließ nach und wir wanderten weiter Richtung Hundsteinhütte, dem ersten Etappenziel der BWF. Dazu mussten wir nur durch das Rheintaler Sämtis wandern(1295m) um dann noch den schnellen Aufstieg auf die Hundsteinhütte(1554m) zu bewältigen. Dafür wurden wir dann mit wunderschönen Ausblicken auf den Hundstein belohnt. Option des heutigen Tages war die Besteigung des Hundsteins, die allerdings keiner der Teilnehmer in Anspruch nahm. Zu gemütlich wirkte die Stube bewirtet von Maria und Thomas, als das auch nur einer noch einen Schritt gehen wollte. Die Erlebnisse im 16er Bettenlager zähle ich zu der Intimsphäre und gehe nicht weiter darauf ein.

Sonntag 8. Juni

Niemand hielt es lange in den Betten, war es nun die Tagesaufgabe, Besteigung des Säntis, oder einfach die Unruhe auf der Hütte. Egal, wir waren früh wach stärkten uns und gingen nicht los! Warum? Keiner weis es. Erst gegen zehn Uhr brachen wir auf, und es ging gleich Bergab zur Widderalp, dann hinauf, vorbei an Schweinen, Pferden und Ziegen auf den Widderalpsattel(1644). Hier noch ein kleiner Irrweg(wer hat an dem Schild gedreht?) doch dann den richtigen Weg Richtung Rotsteinpass. Jetzt wurden die Schmerzen größer, Ute hatte sich bereits den Fuß bandagiert und die Rücksäcke (ca10KG/Person) drückten auch gewaltig ins Kreuz. Doch die Gruppe hatte ein großes Ziel vor Augen, den Säntis. Von weitem schon war er zu sehen, doch so richtig näher wollte er nicht kommen. Er schien sich immer wieder ein wenig wegzubewegen. Doch wir kämpften uns Meter um Meter nach oben, als endlich Stefan das Erreichen der 2000 Meter Marke erklärte. Wir tranken unser Wasser und stellten uns vor es sei ein Weizenbier. Das half. Uta und Ute und auch Sabine hielten großartig mit. Jetzt hatten wir den Rotsteinpass(2120m) erreicht. Nur noch um den Liesengrat(2310m), der sich allerdings an der ein oder anderen Stelle doch noch als Anspruchsvoll, aber auch sehr beeindruckend herausstellte. Hier war es ein schmaler Grat zwischen Angst und Faszination. bevor es den letzten Kamm entlang hinauf zum Säntis(2502m) ging. Über die Abfahrt mit der Schwebebahn spricht der Bergsteiger nicht lange.´ Bleiben noch einige Kübel (Schweizer Bier Getränk) im Berghotel Schägalp zu erwähnen und Thomas Wünsche, jetzt die 4000er zu erklimmen. "Die ersten 1000m kann man auch mit dem Auto fahren" 7 Stunden Wanderung, davon 2 Stunden Pause, Gute Nacht! Montag 9. Juni
Der letzte Tag, die Traurigkeit über den letzten Wanderungstag, war den Wanderfreunden ab der ersten Minute (nach Augenaufschlag anzumerken ca. 6.20 Uhr). Zu schön war diese Tour, das Wetter, die Organisation und nicht zuletzt die Harmonie zwischen allen Teilnehmern. Beschreibe ich noch schnell die letzten Meter, die uns von der Schwägalp(1352m) durch einen Märchenwald mit Abenteuerweg zu einem steilen Anstieg auf den Kronberg(1663m) führte. Da waren wir schon trainiert und uns alle sicher, dass muss wiederholt werden. Von dort fuhr uns eine einbestellte Bahn ins Tal der Tränen. Vielen Dank an unsere Schweizer Gastgeber, die Pirschers, eine großartige Organisation!

Kurze Begriffserklärung zum Bergwandern Kamm -Lang gestreckter schmaler Gebirgsrücken Grat - Oberste Scharfe Kante eines Bergs (Kammlinie) Kamin -steiler Felsspalt Kar - nischenförmige Vertiefung in den Abhängen vergletscherter oder ehemals vergletscherter Berge; am Grund oft ein See

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