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The Spirit.......


.....of that race is to row with fixed seats !
Celtic Challenge 1997
Ralf Hallmann

Die Zusammenkunft

Konspiratives Treffen am Flughafen Zürich-Kloten. Der späte Airberliner entlud Tobi, Stefan, Lobo und Olli mitsamt ihren überlebensnotwendigen Rucksäcken. Zudem wurden endlich die lange vermissten Wanderstöcke des Herrn Hallmann eingeflogen. Zwei Pkw's - fahrbereit, wie man zu diesem frühen Zeitpunkt dachte - standen vor dem Ankunftsterminal, um die Fluggäste in Empfang zu nehmen. Thorsten HR4 sowie GO Andreas und Ralf, der Chronist, standen bereit. Ein kurzer Zuruf, und Team Pirscher prüfte die Geschicklichkeit von Team 2, ohne nähere Angaben zu Ort und Zeit das nicht näher bezeichnete Tagesziel zu erreichen

Reise durch die Nacht

Es klingelte in den Kassen der deutschen und Schweizer Mobilfunkanbieter, bis beide Teams soweit koordiniert waren, dass sie im Vorhof der Kantonalpolizei zusammenfanden. Eine lange Geschichte von Fahrzeugpflege, Reifendruck, Gefährdung von BWF-Teilnehmern und kostenloser Hilfeleistung der Kantonalpolizei. Danach ging es flott am Thuner See vorbei, und keine Stunde später, also ca. 30 km weiter, kamen wir in Schwyz an, dem ersten Etappenziel. Die Unterkunft ward schnell gefunden, die Anmeldung und Zimmerverteilung erfolgte zügig, so dass wir noch vor Küchenschluss ein kräftigendes Abendmahl zum ersten im Logispreis enthaltenen Bierchen einnehmen konnten. Ralf wurde noch ohne großen Widerstand zum Kassenwart gewählt und sammelte kommentarlos sämtliche von den Teilnehmern getauschten Fränklis sofort wieder ein.

Der nächste Tag begann mit malerischem Wanderwetter, ein schnelles Frühstück und ab die Post mit den beiden noch immer beschränkt fahrtauglichen Pkw's. Der Zeitplan von Andi war straff, wir mussten in Andermatt nicht nur unsere Pkw's parken, uns für die Wandertour umziehen sondern auch noch rechtzeitig die Bergbahn um 10.30 h erreichen. Geschafft - entspannt genossen wir die Anfahrt ins Hochland. Gute 45 Minuten Muße blieben uns, bevor wir im sonnenüberfluteten Rueras ausstiegen. Ein Bahnhof, besser eine Haltestelle mitten im Land. Die BWF begann. Zunächst auf asphaltierten Wegen mit mildem Anstieg durch das Val Mila. Leichtfüßig und locker schwatzend ging es los. Die Sonne brannte, die Strommasten summten. Durst!!! Gut, wer schon ein wenig Wasser im Bahnhof gebunkert hatte. Der Rest wartete auf den ersten Quell. War bald erreicht, der Weg wurde enger, holpriger, matschiger und hörte dann bald ganz auf. Weiter ging's, einem Pfade folgend. Stunden verrannen, eine letzte Anhöhe und dann erreichten wir in ca. 2200m Höhe eine geschlosse Hütte zur Mittagsrast. Wasser und Wurstbrot schmeckten, dazu Trockenobst, Äpfel, alles was der GO uns in die Rucksäcke diktiert hatte. Die Pause endete eher als mancher erwartete. Jetzt schnell über den Mittelplatten, dann geht es nur noch abwärts zur Etzlihütte, unserem Quartier für die Nacht.

Trotz intensivstem Geländescreenings war die Übersteigung der Bergkette nicht ohne weiteres auszumachen. Auch der ‚lohnende' Zusatzanstieg auf den 2717m hohen Chrüzlistock war nicht auszumachen. Der Chronist litt stark an seinem Konditionsmangel, Lobo stieg solidarisch auch etwas weniger dynamisch den Berg hoch - gut dass ein Arzt in der Nähe blieb. Nach endloser Qual war es dann doch geschafft, wir erreichten mit 2487m auf dem Mittelplatten den höchsten Punkt unserer Tour, vor uns lag das Tal, die Etzlihütte bereits sichtbar. Ein Klacks, da hinunter....dachte man. Der Abstieg war fast schwieriger als der Anstieg, gut, mag hier der erfahrene Alpinist einwerfen, das ist ja bekannt, aber der einfache, dem Flachland für kurze Zeit entronnene BWF-Teilnehmer denkt anders. Wandern, das magische Wort, das sich in BWF versteckt (von fahren jetzt mal ganz zu schweigen), wandern also interpretiert der Schweizer durchaus mit steigen, klettern, extrembergsteigen, usw. Die Tücke lag an dem kleinen Bach, der der Hütte vorgelagert war. Man musste darüber hinweg, es gab keine Brücke, also stiegen wir gute 500 Höhenmeter ab, überquerten die Holzbohlen....und stiegen wieder 100m hoch auf die Hütte. Der Chronist schaffte es beim letzten Sonnenstrahl, der über die umliegenden Berggipfel schien. Die anderen Teilnehmer hatten es sich bereits gemütlich gemacht und saßen erschöpft aber zufrieden vor der Hütte. Kein Bier, kein Redeschwall durchbrachen das Idyll. Vereinzelte Flaschen Rivella standen vor den ausgedörrten Körpern. Der Chronist wählte als Sofortmassnahme eine gut gekühlte Mischung aus Bergquellwasser, Getreide und Hopfen......

Prost....ahh' das zischt, das zischt wie Abbelsaft...........

Der weitere Abend verlief nett bei Eichhof und vorbestelltem Hütten-Abendmahl. Gegen 22h verzogen wir uns in unser Lager - da die Hütte in dieser Nacht nicht ausgebucht war, mussten wir das Lager mit 12 Schlafplätzen auf zwei Ebenen nicht mit anderen Schnarchern teilen. So versuchte jeder für sich, ein bisschen Schlaf zu ergattern, um für den zweiten Tag frisch zu sein.

Tag 2 - Die durch das Tal wandern ....oder ...sind gelbe Sohlen besser als grüne?

Wer wollte, konnte sich mit eiskaltem Quellwasser mehr als nur die Nasenspitze waschen, Zähne putzen sollte auch nur der, der keine Probleme mit frei liegenden Zahnhälsen hat....Ein kräftigendes Hüttenfrühstück, Tee zum Abfüllen in unsere Trinkflaschen stand bereit, leichte Gewichtsreduzierung bei der Barschaft...und weiter ging's. Ein lockerer Abstieg bei noch spürbarer Morgenkühle führte uns von der Hütte hinab zum Maderaner-Tal. Der Weg wurde wieder breiter und Massen von Touristen marschierten in nahezu atemberaubender Bergbekleidung (Jeans, Halbschuhe, leichteste Damentrittchen etc.) in die Berge. Für uns eine Anschauung über das beste Schuhwerk nachzudenken. Die Herren, deren Bergschuhe eine partiell gelbe Besohlung aufwiesen, begannen über die Vorteile ihrer Schuhe zu philosophieren und bedauerten alsbald die Kollegen mit grüner Innenbesohlung. Natürlich, was sich zu diesem Zeitpunkt jeder denken kann, verfügte der Chronist auch nur über die minderwertigen ‚grünen' Schuhe. So mussten wir denn den Spott ertragen, bis, ja bis kurz vor Beginn des breiten Talweges ein paar verwitterte, abgetrennte gelbe Sohlen am Wegesrand lagen. Das......ist uns mit den Grünen so noch nicht passiert....

Die nächsten 2 Stunden waren gefüllt mit leichtem Spaziergang durchs Tal und angeregten Gesprächen. Talwanderungen verursachen keine Atemnot. Das Wetter war wie am Vortag, wolkenlos, heiß, BWF-Wetter halt. Wir erreichten noch vor dem Mittag den Abzweig ins Maderaner-Tal, der nächste, wenngleich milde Anstieg begann. Brotzeit. Endlich konnte ich die Katze aus dem Sack, bzw. die in Zürich erworbenen gewichtserhöhenden Eichhofdosen aus dem Rucksack nehmen. Erstaunlicherweise war die Nachfrage unter den Wanderern eher gering, so dass ich für mich beschloss, im kommenden Jahr auf diese Sonderverpflegung zu verzichten.

Nach der Pause ging es dann noch ca. 2 Stunden weiter und wir hatten unser Tagesziel erreicht. Erschöpft sanken wir im Biergarten des Hotels Maderanertal nieder und labten uns an Eis, Kuchen und anderen Kleinigkeiten. Allerdings hatte unser kostenbewusster GO keine Hotelzimmer gebucht sondern ein gemeinsames Nachtlager in einem der ca. 100 Jahre alten Nebengebäude (mit Etagendusche). Ein weiterer Grund lag in einer Feiergemeinschaft, die per Taxe angekarrt das Hotel belagerte.

Tobi und Lobo entschieden sich für eine erfrischende Dusche, der Rest beschloss noch eine Zusatzwanderung. Der Chronist wollte auch davon berichten, musste aber nach den ersten 100 steilen Höhenmetern erkennen, dass auch ihm eine Dusche zum jetzigen Zeitpunkt besser täte.

Der Nachmittag plätscherte dahin, die vier Zusatzwanderer trafen unverletzt und guter Dinge rechtzeitig vor dem Abendessen wieder ein. Auch heute gab es ein leckeres Menü samt ungezählter Eichhöfe. Wie immer hatten wir viel Spaß und nötigtem dem Hotel unsere gute Laune auf und nach dem letzten und dem allerletzten Eichhof noch ein Gassenbier ab.

Für den Sonntag war unchristlich frühes Aufstehen vereinbart, da wir entgegen der Planung unseres GO's den Höhepunkt der Wanderung erst vor uns hatten. Wir schliefen daher fest und schnarchten laut....

Das Frühstück war lecker und weckte frische Kräfte. Nur kurz nach 7 h in der Früh traten wir zur letzten Etappe an, der Weg war bereits am Vormittag von Andreas, Thorsten, Olli und Stefan gescoutet. Wir erreichten die ca. 500m höher gelegene xxx-Hütte (? Hütte, halt) gegen 10 h und lagen prächtig in unserem Zeitplan. Von hieraus ging es parallel zum Tal leicht abwärts bis zu einem nicht näher bezeichneten Lift, der uns hinunter ins Tal bringen soll, wo gegen 12h ein Postbus fuhr, um uns zurück zu unseren Fahrzeugen nach Andermatt zu bringen.

Bald war uns klar, dass der Zeitplan durch die eingeplanten Bus- und Bahnfahrten sowie dem ca. 2-stündigen Transfer von Andermatt zum Zürich International wackelte. Kurzentschlossen traten GO Andreas und Thorsten - voll im Berlin-Marathon Training - bereits jetzt den Weg ins Tal an, um einen früheren Postbus zu nehmen und die beiden Fahrzeugen zu holen. Treffpunkt war dann in Ersfeld.

Die restliche Seilschaft folgte ihrem Weg. Ein steiler Abstieg in brütender Sonne (GO tt sei gedankt, dass wir die BWF nicht andersherum geplant hatten) gefolgt von einem weiteren Anstieg in einen schattigen Hangwald, der uns nach weiteren 2 Stunden und einigen beklemmenden Sekunden zum 3-Personenlift führen sollte.

Die 2 Stunden durch den Wald waren wenig abwechslungsreich, bis wir zu einer Stelle kamen, wo vor einiger Zeit eine Lawine abging. Hier endete der Weg abrupt und musste umklettert werden, wofür steile Treppen, Gerüste und Leitern angebracht waren. Auf der einen Seite hoch - schweißtreibend - auf der anderen wieder hinunter. Just dort begann der nur Sekundenbruchteile währende Sturzflug des Chronisten. Ein beherzter Griff nach einer starken Wurzel folgte einem eher unbeholfenem Fehlgriff - es war glücklicherweise bis auf ein paar Abschürfungen und späteren blauen Flecken nichts passiert. Der Berg verzeiht keine Unachtsamkeit, hätte Luis Trinker bereits vor 98 Jahren mahnend eingeworfen.

Der Lift ließ uns dann sanft ins Tal nach Bristen gleiten, wir hatten noch 30 Minuten bis zum Eintreffen des Postbusses. Reichlich für zwei frische kühle Bierchen.

Der Postbus ließ auf der schmalen steilen Abfahrt nach Ersfeld in jeder Kehre sein typisches Horn erschallen. Darauf hatten wir den ganzen Tag gewartet. Ankunft und Abwarten. Team A hatte sich verspätet, die Fahrzeuge wären frühestens in einer Stunde da. Reichlich Zeit für Schnitzel und Bier.

Höllenritt zum Flughafen - von sonntäglichen Staus, Funklöchern und letztlich verspäteten Fliegern

Der Chronist hatte den ersten Abendflug gebucht, die Kollegen waren entspannter. Es begann ein Rennen gegen die Zeit. Genug Hindernisse waren vorhanden, das Schweizer Autobahnnetz ist darauf konzipiert. Alle Wege führen nach Zürich - und auch wieder heraus, nur nicht achtspurig hindurch.......

Stau - hier fahren alle Schweizer an einem sonnigen Wochenende gleichzeitig nach Hause. Zeitverlust. Handykommunikation mit der GO Gattin und der Chronistengattin, die bereits am Flughafen eingecheckt wartete. Herunter vor der Autobahn und über eine Nebenstrecke hinein nach Zürich. Unfall. Stau...die Schweizer Deppen.....

Durch Zürich. Geht das nicht schneller? Endlich, Autobahn, Gaspedal durchgetreten, der Autobahnzubringer, der Flughafen, Handygespräche mit der GO Gattin kamen nicht mehr zustande.

Im Parkhaus. Rucksack, Wanderstöcke, ein kurzes Nicken zu den Kollegen, ab in den Fahrstuhl, die Gattin meldet, noch kein Flieger in Sicht. Einchecken, die Dame vor mir hat viel Zeit, die Dame hinter dem Schalter auch. Warten. Gelächter hinter mir, die anderen BWF'ler treffen ein. Eingecheckt, durch den Flughafen gespurtet, gedrängelt und Sprint zum Gate. Noch pünktlich, aber schon wieder gebraucht duftend. Die Gattin nahm's hin, die andere Sitznachbarin konnte es nicht ändern.....

Zuhause. Sofort begannen die Arbeiten am BWF-Report, der nunmehr pünktlich vor der beginnenden BWF 2005 vorliegt.

Berg heil!

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