Ralf Chronist und GK Wart

Bericht von Ralf Hallmann
Chronist und GK Wart

Berner Oberland.......

Vorbereitung und Vorfreude....

Bereits im Vorjahr hatte ich an dieser Stelle kurz auf die BWF 2006 hingewiesen. Um die Spannung der potentiellen Teilnehmer nicht auf eine arge Belastungsprobe zu stellen, findet in jedem Frühjahr ein BWF-Nachtreffen statt. In diesem Jahr trafen wir uns in einem Schweizer Bergrestaurant im eiskalten Berlin-Mitte.

Bei Käsefondue und offenem Weißwein stimmten wir uns auf die BWF 2006 prächtig ein. Leider musste der Chronist feststellen, dass unkontrolliertes Nachschenken des kühlen Mostes unangenehme Folgen (Verlust der Fahrtauglichkeit, Schwindelanfälle, Sprachstörungen usw.) hatte. So beschloss ich also, den Abend relativ früh zu beenden und nach einer dramatischen Heimfahrt mit U- und S-Bahn am S-Bahnhof Hennigsdorf mit dem Wandertraining für die BWF 2006 zu beginnen.......

Anreise - eingespieltes Teamwork

Am 31. August war es dann soweit, die BWF begann wie in den vorherigen Jahren erneut auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Die Teilnehmer reisten mit leichtem Gepäck gemäß Gepäckliste des GO, die Erstverpflegung für das Nachtmahl im Basislager Lauterbrunnen wurde dem aus Frankreich anreisenden Rookie Ernie M. Hildebrand in Auftrag gegeben.

Wie üblich wurden wir in Zürich vom GO nebst Gattin in Empfang genommen. Während sich die BWF-Teilnehmer in 2 Pkw's auf den langen Weg nach Lauterbrunnen machten, sorgte sich Ute um die mitgereiste Gattin und den Junior des Chronisten.

Nachtquartier

Bereits im mondänen VW Passat von Ernie wurden die ersten Vollwertgetränke geleert, selbst die fliegende Übergabe an das zweite Fahrzeug klappte auf der Schweizer Autobahn. Die Fahrt nach Lauterbrunnen nahm jedoch kein Ende. Erst kurz vor Mitternacht gelangten wir zum Valley-Hostel, unserem Nachtquartier. Im geräumigen 8-Bett-Zimmer saßen wir noch gut eine Stunde bei einem deftigen Nachtmahl und frischem Dosenbier zusammen, bis nach und nach die Teilnehmer dem Komfort des Etagenbettes erlagen.

Tag 1: Oeschinensee über Hohtürli zur Bundalp

Frühstück, Wanderklamotten anziehen und den Rucksack schultern, dann wurden noch die Fahrzeuge geparkt und los ging's mit der Berner Oberland Bahn über Interlaken und Spiez nach Kandersteg, wo wir nach kurzem 10-minütigem Spaziergang den Sessellift zur knapp 1600m hochgelegenem Bergstation Oeschinen nahmen. Der GO hatte erneut für prachtvolles Wetter gesorgt, die Sonne brannte heiß, die BWF begann mit einem sanften Aufstieg, vorbei am Oeschinensee

Ein erster Stop erfolgte ca. 2 Stunden später, rechtzeitig zur mittäglichen Brotzeit auf einer gut 2000m hoch gelegenen Hütte. Nach kühlem Bier und deftigen Landjägern ging es weiter bergan. Bald wechselten Gräser und Sträucher mit kargem Stein, die Wanderer bildeten nach und nach eine weit auseinander gezogene Truppe. Nächstes Etappenziel und höchster Punkt des Tages war die gut 2900m hoch gelegene Blümlisalp, die wir bald kurz unter den Wolken auf einem schneebedecktem Gipfel sahen. Diesem Bild vor Augen folgten wir die nächsten zwei Stunden, zeitweilig dem Eindruck erliegend, der Hütte keine Meter näher zu gelangen. Der Aufstieg wechselte vom steinigen Kamm über eisig verharrschte Serpentinen bis zum Schlussanstieg durch knietiefen Schnee.

Hassan im Schnee

Völlig ausgepumpt und fluchend erreichten auch Thomas und der Chronist die Hütte, die anderen Teilnehmer hatten es sich zum teil schon seit einiger Zeit auf der Sonnenterrasse gemütlich gemacht. Ein erfrischendes Getränk und selbstgemachter Kuchen mit Honig-Caramel Füllung warteten noch auf uns Nachzügler, dann nach einer halbstündigen Verschnaufpause begann der anstrengende Abstieg zu unserem Tagesziel, der auf 1840m gelegenen Bundalp.

Fluchend und rutschend stiegen wir zunächst von der Hütte hinab zum 2778m hoch gelegenem Hohtürli, dann folgten wir der Ausschilderung zur Bundalp und mussten, gesichert durch Seile, Stiegen und Holztreppen steil hinunter. Der Stieg befand sich auf der mittlerweile im Schatten liegenden Nordseite, was uns wegen des teilweise noch überfrorenen Weges zu erhöhter Aufmerksamkeit zwang. Vorsichtig, auch unter zu Hilfenahme unserer Wanderstöcke, stiegen wir Meter um Meter hinunter.

Nach ca. 400 m Abstieg ging der steinige Untergrund wieder in schlammige Graswege über. Dies war ebenfalls nicht ungefährlich und man musste höllisch aufpassen, um nicht die Wanderklamotten einzusauen. Thomas und der Chronist hatten bald alles im Blick, auch die Kameraden, die bereits im letzten Sonnenschein die letzten Meter auf befestigter Strasse zur Bundalp zurücklegten. Sogleich - das Ziel vor Augen - zogen auch wir das Tempo an, allerdings wollten einige blöde Rindviecher, die auf ihrem Weg zu den Ställen waren, Thomas partout nicht am Gatter durchlassen. Der Chronist versuchte auf der geschützten gegenüberliegenden Seite die Viecher abzulenken, was jedoch wenig ausrichtete. Erst die zu Hilfe eilenden Bauern "befreiten" Thomas aus seiner misslichen Lage.

Geschafft. Nach einem wechselvollen Aufgalopp - 1300 m Aufstieg und 1100 m Abstieg - hatten wir unsere Unterkunft erreicht. In bequemen 2er und 3er Zimmern und bei - für Berghütten ungewohnten - Duschen erfrischten wir uns prächtig vor dem auf der Terrasse einzunehmenden Nachtmahl. Es war üppig, soviel ist in der Erinnerung haften geblieben. Und es gab zu Thomas' Leidwesen kein Weissbier. Dennoch, die einheimischen Pils-Gebinde liessen uns noch einige Stunden auf der Terrasse verweilen.

Tag 2: Bundalp zur Rotstock-Hütte

Auch der heutige Streckenplan wies ein wechselhaftes Höhenprofil aus. Zunächst folgten wir dem Alp-Lehrpfad, wo auf Schautafeln dem Wanderer u.a. die Alp-Käserei vorgestellt wurde, gut 400 m hinab in waldreiches Gelände zum Bundsteg (1420m). Man hätte diesem Pfad weiter unten über breite Wege auch weiter zurück in die Zivilisation folgen können, doch wir bogen dann ab und gewannen leicht wieder an Höhe und verliessen ca. 1 Stunde später den Wald. Wir folgten breiten Wegen und liessen schließlich das Tal hinter uns. Einem Bachlauf folgend stiegen wir weiter bergan, der Pfad wurde schmaler und alsbald sahen wir die Sefinenfurgge, die wir heute mit einer Höhe von 2612 m übersteigen mussten um zur Rotstock-Hütte zu gelangen.

Den Chronisten plagten bei einem letzten Stop an einer geschlossenen Schutzhütte erneute Zweifel bezüglich seiner Kondition und dem für die diesjährige Wanderung unangemessenen Schuhwerk. Die Kameraden redeten aber gut zu, und überhaupt könne der Chronist - auch wenn er manchmal bei der Ablieferung der Reports sämtliche Abgabetermine verpasst - nicht auf alleinigen Pfaden die Gruppe verlassen. Das gab schließlich den Ausschlag und so setzten wir den Aufstieg fort. Zunächst folgten wir dem Gebirgsbach noch ein Stückchen, mussten dann aber auf einen immer schmaleren Pfad und einer zunehmend steinigeren Umgebung wechseln. Je weiter wir hoch stiegen verwandelte sich der Untergrund in eine öde, schwarze Steinwüste. Ein staubiger Pfad führte uns quer über diese Einöde. Quälende Höhenmeter im Wechsel mit kurzen Verschnaufpausen. Wieder gelang es Thomas und mir, den Rest vor uns her zu treiben. Nach nicht enden wollenden Strapazen erreichten wir eine hölzerne Treppe, die uns den letzten steilen Anstieg zur Sefinenfurgge erleichtern sollte. Neben der Treppe lagen gut befestigte Eisenketten, mit denen wir uns zusätzlich hochziehen konnten. Stefan wartete im hinteren Feld auf uns Nachzügler, die anderen Wanderer hatten mittlerweile die Höhe erreicht und hielten ebenfalls an.
Auf der Höhe wehte ein kalter Wind, es war - obwohl durch den Anstieg eine Pause wünschenswert gewesen wäre - uns bald zu ungemütlich. Also begannen wir unverzüglich mit dem Abstieg auf die 2040 m hoch gelegenen Rotstock-Hütte.

Steilweg

Hier nun entwickelte sich eine Talwanderung, die nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen werden kann:
Stefan, Thorsten, Hassan und Tobi beschleunigten ihren Abstieg, so dass bereits kurz unterhalb der Sefinenfurgge keiner folgen konnte. Ernie nahm die Einzelverfolgung auf, kam aber nach eigenen Worten nicht an die Führenden heran. Im Gegenteil. Sie schienen unaufhaltsam wegzuziehen.

Zunächst folgten nun gemächlichen Schrittes Andreas, Thomas und der Chronist, alsbald setzte ich mich dann doch noch ab und folgte - ebenfalls allein - Ernie, in der Hoffnung ihn bald einzuholen und gemeinsam abzusteigen. Allerdings schien es auch mir, als würde ich keinen Meter näher an Ernie herankommen, obwohl ich mich doch deutlich von Andreas und Thomas absetzte.

Was war los? Vorne entspann sich - je flacher das Terrain wurde und je näher man der Hütte kam - ein gegenseitiges Belauern, nun ja, um den Etappensieg. Die Entscheidung fiel dann wohl im Sprint über die langgezogene leicht abfallende Kuhweide vor der Hütte. Ernie hatte dieses Treiben quasi an seinem Horizont verfolgen können und kam trotz eigener Tempoverschärfung nicht heran, der Chronist wiederum sah immer wieder Ernie in weiter Ferne, kam aber ebenso nicht näher heran. Andreas und Thomas dagegen hatten einen völlig entspannten Abstieg und genossen das herrliche Bergpanorama. Übrigens, das Bergpanorama ist meistens von den Terrassen der Hütten am eindrucksvollsten. Bei Abstiegen und Talwanderungen immer noch gut zu geniessen. Nur bei nicht endend wollenden Aufstiegen kommt dieser grandiose Anblick irgendwie nicht ‚rüber'.

Als der Chronist die Hütte erreichte, wurde er von den bereits entspannt verweilenden Kameraden mit einem kühlen frischen Pils empfangen. Platz nehmen, einen ersten, kühlen Schluck, das oben erwähnte Bergpanorama stellt sich langsam scharf.

Mit fröhlichem Hallo wurden dann Andreas und Thomas mit einem weiteren Pils begrüsst. Die Hüttenwirtin fragte dann nach, ob wir gegen ein geringes Aufgeld lieber das Menü 2 zum Nachtmahl haben wollen. Köstliche Spare Ribs. Keine Frage. Spare Ribs waren die ideale Ergänzung zum Bier.

3 Feldschloesschen

Gegen Abend zogen wir ins Innere der Hütte. Es wurde eng und gemütlich an den Tischen, und später auch sehr eng auf dem Schlafboden.

Es gehört halt zum Charme der Berghütten, die einfache Unterbringung im Lager. Eng an eng liegend, jedem seine ca. 60 - 80cm Schlafbreite in einem einzigen langgezogenen Obergeschoss. Zusätzlich erschwerend gab es auf der Rotstock-Hütte nur Plumpsklos außen vor der Tür. Dies führt erfahrungsgemäß mitten in der Nacht zu einer gewissen Unruhe, bis endlich Thomas mit seiner Halogen-Stirnlampe aufstand und den Pfad zwischen den Schlafenden ausleuchtete. Wir folgten dem Licht........

3. Tag: Die Schmach am Schilthorn. James Bond lässt grüssen.

Die Entscheidung fiel bereits am Vorabend, der Chronist verkündete sie aber erst nach dem Frühstück. Aufgrund der durch die leichten Treckingschuhe verursachten Unsicherheit bei nassen und verharrschten Pfaden beschloss der Chronist, nicht am Aufstieg zum Schilthorn (2969m) teilzunehmen sondern von der Hütte abzusteigen und zum Ausgangsort nach Lauterbrunnen zurück zu marschieren.

Die weiteren Teilnehmer konnte die Entscheidung zwar nachvollziehen, wollten aber doch das Labor von Blofield erkunden. Offensichtlich noch immer davon ausgehend, dass die ca. 20 gutgebauten Partygirls (damals hiessen diese Gespielinnen) aus dem rd. 40 Jahre alten Film noch immer der Rettung harrten......

Vor der Hütte ein vorerst letzter Gruß, dann stiegen die Kameraden stetigen Schrittes auf. Der Chronist folgte einsam dem Pfad zurück ins Tal. Vor ihm lag ein Abstieg von ca. 1200 Höhenmetern, die Kameraden mussten ‚nur' rd. 900m aufsteigen und konnten (und wollten) dann auch die Luftseilbahn vom Schilthorn hinunter nach Lauterbrunnen nehmen.

Aus den späteren Erzählungen muss der Schlussanstieg über einen schmalen, rutschigen Grat kurz vor dem Ziel auch aufgrund eines kräftigen Windes recht anstrengend gewesen sein, eventuell ein Hinweis darauf, dass vor 40 Jahren lediglich Bond den Oberschurken erledigen konnte. Die Kameraden fanden letztlich jedoch weder Blofield noch die rd. 20 Gespielinnen vor. Nur ein außergewöhnliches Hinweisschild (dass auch auf der Homepage an prominenter Stelle zu finden ist) wies auf High Heels tragende Damen hin und - mehr oder weniger - legte diesen nahe, nicht mit ihrem Pömps den Berg hinunter zu wandern sondern auf gestandene Bergburschen - oder eben James Bond im Schottenrock - zu warten. Die Kameraden - so wurde es überliefert - warteten dann auch eine Gondelfahrt länger, aber platinblonde Damen waren auch dann nicht zu retten. Schließlich nahmen sie die Bergbahn ins Tal und gelangten mit Busersatzverkehr schließlich problemlos zurück bis nach Lauterbrunnen.

Aufstieg Schilthorn

Derweil genoss der Chronist den langen Weg zurück ins Tal und konnte dabei noch das Schauspiel einiger Steinlawinen beobachten - Gott sei Dank auf der gegenüberliegenden Talseite und ohne das jemand in Gefahr geriet. Der Lärm, der durch die Lawine ausgelöst wird - und der sich über den Schall erst dann bemerkbar machte als diese schon fast hinuntergerutscht war - ist gewaltig. Ansonsten störte nichts und niemand die morgendliche Wanderung. Über einige bewirtete Hütten erreichte der Chronist nach gut 2 Stunden Fussmarsch die autofreie Gemeinde Mürren (1650m), von wo eine Bergbahn (für Technikfans: Adhäsionsbahn) eigentlich bis hinunter nach Lauterbrunnen fahren sollte. Derzeit war jedoch nur die Strecke bis zur Grütschalp (1481m) zu befahren, das Steilstück hinunter nach Lauterbrunnen wurde gerade neu gebaut. Hier verkehrt ab Dezember 2006 eine weitere Luftseilbahn. Also auch hier hiess es dann nach kurzer Fahrt; Abstieg zu Fuss. Steil ging es durch den Wald hinab und nach einer weiteren guten Stunde - sowie erneut 685 Höhenmetern - war die Landstrasse erreicht, der man dann noch eine weitere knappe Stunde folgen musste, um schließlich am Start unserer Wanderung am Bahnhof in Lauterbrunnen anzukommen. Die Mobilfunkverbindung mit den 2000m höher wandernden Kameraden klappte zwischenzeitlich vorzüglich. Auch die im fernen Zürich weilende Gattin wurde von der erfolgreich und unverletzt überstandenen Mission auf dem laufenden gehalten.

Bald waren wir wieder zusammen, zogen unsere durchschwitzten Wandersachen aus und trockene Reisekleidung an und fuhren zurück zum Wohnsitz des GO im idyllischen Baden, wo die GO-Gattin bereits eine grandiose Kaffeetafel errichtet hatte. Zudem durften die Wanderer eine erfrischende Dusche nehmen. Die Mitflieger im abendlichen Air-Berliner bedankten sich dafür überschwänglich bei der Berliner Fraktion, was ich hiermit - wenn auch etwas verspätet - gerne nochmals an den GO weitergeben möchte.

Der Abschied aus der Schweiz fällt dann jedes Mal wieder schwer. Diesmal verlängerte die Reisetasche der Chronistengattin und der Buggy des Juniors den Schweizaufenthalt um einen Tag, was man uns aber erst Stunden später in Tegel mitteilte.

Aber schließlich gab es für viele bereits wenige Wochen später ein entspanntes Rendez-vous in Baden. Der GO lud zu seinem mit viel Aufwand gestalteten 40. Geburtstag. Es wurde ausgiebig gefeiert, wenig gewandert (nur zum Tagungshotel der angereisten Berliner und Brandenburger) und sogar wieder nach alter Tradition auf der Limmat gerudert. Hach, Erinnerungen an gemeinsame DWF Wanderfahrten wurden beim Ausflug mit dem Kirchboot wach. Aber das sind ganz andere, weit zurückliegende Geschichten über die auf dieser Homepage eigentlich nicht berichtet wird.

2007 geht's dann wieder mit einer Wanderung von Graubünden nach Tessin zurück in die Schweizer Berge.......und zur sagenumwobenen Quelle von Vater Rhein,.....

Berg heil