Ralf Chronist und GK Wart

Bericht von Ralf Hallmann
Chronist und GK Wart

Auf's Barrhorn

..Die Hard 5.0.....

Vorbereitung und Vorfreude....

Ein Vortreffen wie in den vergangenen Jahren fand nicht statt. Damit fing es schon an. Dem Chronisten hätten die offenkundigen körperlichen Defizite von Bruce Willis (Die Hard 4.0), Harrison Ford (Indiana Jones 4) und - in gebeugter Doppelrolle - Sylvester Stallone (Rocky 60, John Rambo 4) eine Warnung sein sollen. Arnie machte es ja besser, ließ sich in Teil 3 terminieren und entschwand ins sonnige Kalifornien .......Aber nein, der Chronist entschied sich die Rolle in Die Hard 5.0_BWF Barrhorn anzunehmen.
Das diesjährige Training bestand aus morgendlichem Fahrradfahren und 1 bis 2 wöchentlichen Terminen im McFit-Club.

Anreise - eingespieltes Teamwork

Treffpunkt in diesem Jahr war wieder der internationale Flughafen Zürich, wo pünktlich mit Air Berlin gelandet wurde. Der GO erschien höchstpersönlich am Ankunftsterminal, allerdings in noch untypischer BWF-Kleidung. Des Rätsels Lösung: Die GO-Gattin war noch mit dem Auto im Stau und hatte Andi's Wanderklamotten dabei. Wir parkten unterdessen unsere Rucksäcke bei der Chronisten-Gattin nebst Sohn und besorgten für die gut 2-stündige Bahnfahrt Erfrischungsgetränke im nahen Kiosk.

Als dann Ute in Sicht kam und Andreas zweckmässig gekleidet war, zählten wir kurz durch. Die Teilnehmer der diesjährigen BWF neben GO Andreas und Chronist Ralf waren: Kommunikationschef Stefan, Chefarzt Dr. Lobo McCoy, Haun & Haun, Scharfrichter Tobi Schulz und - incognito - GO Fernost Ernie. Ute, Marion und Simon Ole entschwanden für ein entspanntes Wochenende nach Baden, die BWF bestieg den IC nach Visp.

Puh, geschafft, alle an Bord, Bahn fahren macht durstig, uuuuuund...ZISCH...die Dosen liessen sich problemlos öffnen.

Abends beim Riesenschnitzel

Nach knapp 2 ½ stündiger Bahnfahrt erreichten wir ausgeruht Visp. Nun schloß sich ein etwa ½ stündiger Spaziergang durch Visp an, um zum Bildungshaus St. Jodern zu gelangen, was ein bisschen außerhalb des Ortes lag. Nach kurzer Anmeldung hatten wir unsere Zimmer bezogen und machten uns zurück auf den Weg nach Visp, um ein ansprechendes Lokal zu finden. Im Gegensatz zum sommerlich frischen Berlin lag über Visp noch die Hitze eines Schweizer Sommertages und lockte uns ins Freie

Mit geringem Marketingaufwand (Stelltafel mit Aufschrift "Riesenschnitzel") lockte eine unspektakuläre Gaststätte zum Platz nehmen in der Fußgängerzone. Die Kellnerin war eine ausgewanderte Sächsin, was die Verständigungsprobleme auch nicht schwieriger gestaltete als mit den Schweizer Einheimischen.

Die Situation war schnell geklärt, zwei Tische wurden zusammengestellt und mit Riesenschnitzeln und Biergläsern zugestellt.

Berge von Pommes und Salate ergänzten die karge Bergwanderermahlzeit.

Die meisten meisterten die erste BWF-Hürde und verspeisten das Schnitzel in Gänze, einige schwächelten. Verteilt wurde das Ganze mit hauseigenen Obstbränden und starkem Kaffee.

Die Seilschaft zog sich anschließend zufrieden und vorläufig gesättigt zurück ins Bildungshaus und ließ bei einem letzten Bier noch eine flammende Rede des GO über sich ergehen. Es sei hier nicht zuviel versprochen, aber es bestehen Hoffnungen, diese Rede später auf www.youtube.com anzuhören.

AdW: Da ja nicht nur jugendliche ihre Spuren nicht mehr aus dem Netz bekommen werden wir die flammende Rede ersteinmal in den BWF Kreisen halten.

Der lange Marsch....zur Turtmann-Hütte

Ausgeruht sammelten sich die Bergwanderer nach dem Frühstück vor dem Bildungshaus. Ein Gruppenfoto und los ging's zurück zum Bahnhof. Der Kassenwart und Chronist war mit der Beschaffung von Fahrkarten beschäftigt, einzelne Teilnehmer nahmen noch die nicht näher bezeichneten Konsumtempel Visps unter die Lupe.

Der Zug brachte uns in wenigen Minuten nach Turtmann. Über einen ehemaligen Militärflughafen durchquerten wir vom Bahnhof innerhalb von 20 Minuten den Ort zur Luftseilbahn.

In unserer charmanten aber lautstarken Wandererlaune müssen wir wohl drei ältere Ausflügler verschreckt haben, jedenfalls verzichteten diese auf ihr Vorrecht und überliessen uns die Gondel.

In weiteren 10 Minuten ging es ca. 350 Höhenmeter hinauf nach Oberems, wo wir erneut Fahrkarten für den Bus durchs Turtmann-Tal erwerben mussten. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern teilte mit uns den Kleinbus und Tobi fragte interessiert nach, wieweit die Kinder denn schon Hochgebirgswandertechnisch belastbar seien. Denke mal, da kommt in den nächsten Jahren der eine oder andere Alpengipfel auf Familie Schulz zu.

Nach gut 10 km Fahrt auf serpentinenreicher Strasse erreichten wir das Hotel Schwarzhorn. Hier begann mit einem Einstieg direkt hinter dem Hotel die diesjährige Wandertour. Nach ausgeklügeltem Plan vom GO stand uns als Aufgalopp nun ein knapp 2-stündiger Aufstieg zur Turtmann-Hütte bevor. Doch, wie so oft, kam es anders als vom konditionsschwachen Chronisten erhofft.

Bereits nach einigen steilen Wegpassagen über Feld und Wald mussten wir uns einem bisher nicht bekanntem Phänomen stellen. Es regnete. Das war aber doch erst nach Ende der BWF geplant. Nun gut, dieser erste Niederschlag dauerte nicht allzu lang, wir mussten nicht auf das schweissfördernde Regenzeug wechseln. Ein kurzer Rast erlaubte uns einen weiten Blick über die ersten Anhöhen zu nehmen. Nachdem wir dann unsere Wanderung wieder aufnahmen, kamen wir nach kurzen Marsch an einen ersten Wanderweganzeiger, und siehe da, zur Turtmannhütte noch 2 ½ Stunden......

Das Wetter hielt sich, der Weg führte hinauf und dann auf einem Höhenniveau von ca. 2500m parallel ins Turtmanntal hinein. Nach und nach wurde der Pfad schmaler, steiniger und fiel zum Tal steil hinab.

Leider muss ich nun eingestehen, dass ich - der Erschöpfung nahe - immer unsicherer wurde und mir im Kopf nochmals das Band vom letztjährigen Sturz mit anschließender Fußverletzung abgespielt wurde. So stapfte ich denn langsam hinter den Bergkollegen hinterher, erst eine weitere Rast - nach gefühlten 3 Stunden Panoramaweg-Wanderung - ließ mich wieder ein wenig erholen. Stefan und Thorsten hatten dann auch ein Einsehen und teilten mit dem anerkannt starken Schlusslicht-Duo Thomas und mir die Nachhut. Es ging mir kurzfristig besser, ich konnte fluchen was das Zeug hielt, es ging abwärts. Alle hart erkämpften Höhenmeter wurden wieder aufgegeben und wir gelangten auf den weiter unten sich im Tal entlangschlängelnden Aufstieg zur Turtmannhütte.

Dann kamen die letzten 250 Höhenmeter, der Schlussanstieg auf die Hütte.

Doc McCoy geriet ins Radar der Nachhut, Thorsten und Stefan beflügelten quasi unsere Schritte. Und endlich, die Hütte ward erreicht. Erfrischungsgetränke wurden gereicht, der Blick aber durch den gegenüberliegenden abschmelzenden Gletscher getrübt. Es wurde kühler und bald begann auch ein starker Regenfall. Da waren wir aber schon in die Hütte gezogen und hatten unser Quartier bezogen.

Abendessen, Geselligsein, ich beichtete dem GO, dass ich wegen Konditionsmangel und Trittunsicherheit den Aufstieg auf das Äussere Barrhorn verweigern würde. Versprach aber zumindest noch eine kurze Begleitung bis zum sagenumwobenen Gässi, einem gestuften Felscouloir, dem Einstieg auf das Dach der Alpen. Lobo deutete auch eine vorzeitige Rückkehr an, wir wollten uns über das genaue Vorgehen morgen abstimmen.

Das Bier schmeckte trotzdem, die Hütte verschwand zeitweilig in den Unwetterwolken, kein Handyempfang. Eine Wetterbesserung versprach der kommende Morgen auch nicht.

Der Aufstieg zum Barrhorn.....Parallelen zum Nanga Parbat

Die Kameraden packten ihre Rucksäcke teilweise noch aus und liessen einige schwere Dinge in der Hütte zurück, die dann auf dem Rückweg wieder eingesammelt werden sollten. Ich ließ meinen Rucksack gleich gänzlich da, wollte ja nur die Kameraden zum Gässi begleiten. Der Fußweg dahin war nach knapp 20 Minuten beendet. Noch bevor ich die Felsstufen und Eisenbügel erblicken konnte musste ein steiles Schneefeld erklommen werden. Ich hatte aber meine Wanderstöcke bereits für den Aufstieg verliehen, also drehte ich mich nach herzzerreissenden Abschiedsszenen (man weiß ja nie und Luis Trenker könnte Enzyklopädien erzählen...) um und stapfte zurück zur Hütte.

Trotz angestrengten Sehens konnte ich den Rest der Seilschaft nicht mehr erkennen. Nach ca. 20 Minuten kam auch Lobo zurück. Dann wähnten wir nochmals die Bergwanderer auf einem Kamm zu sehen und begannen mit unserem steilen Abstieg von der Hütte. Heute genügte uns der Weg durchs Tal, d.h. den steilen Hüttenanstieg hinab, dann um die beiden kleinen Stauseen herum und eine kurze Brotzeit an der Staumauer. Hier gab es für den Wasserwirtschafter die zusammenhängende Stromerzeugung aus Wasserkraft im gesamten Tal (und den Nachbartälern) zu bestaunen. Wie sich die unterschiedlichen Seen und Zuflüsse füllten, sollten wir kurze Zeit später in einem perfekten Naturschauspiel bestaunen dürfen.

Wir setzten unseren Weg fort und gelangten zurück ins Tal. Das nächste Hindernis waren ca. 1000 Schafe, die blökend die folgenden 2 km Waldweg versperrten.

Dann begann der Regen.

Ja, gut. Die Bergwanderschuhe wurden dadurch von der knöcheltiefen Schafsscheisse gereinigt, die restliche Reinigung hätten Lobo und ich doch lieber unter der heißen Hoteldusche vorgenommen. Joi, nach gut 1 ½ Stunden, also fast vor dem Hotel, hörte der Regen langsam auf. Was sind wir nass geworden. Triefend gingen wir ins Hotel und meldeten uns als Vorhut der Gruppe BWF Pirscher an, baten um ein trockenes Zimmer und eine heiße Dusche. Die Zimmer waren gut beheizt, was es uns ermöglichte, die grundsätzlich ja schnell trocknenden Klamotten aufzuhängen und in trockenen Tüchern gewandet uns erstmals ein Bierchen und ein Rösti zu genehmigen.

Die Telekommunikation funktionierte trotz der Nässe, Thomas meldete per Handy sein baldiges Erscheinen. Auch er hatte nach tapferem Durchsteigen der höllischen Felswand ein paar hundert Höhenmeter weiter kehrt gemacht. Beim Abstieg passierte nichts, außer das er genauso nass geworden sein dürfte wie wir.

Der Nachmittag plätscherte dahin, bis wir das Herannahen unserer wagemutigen Helden um den Leitwolf Andi Pirscher (‚wouuuhhh') hörten. Zunächst war es nur ein nasses Patschen auf dem sumpfigen Wiesengrund, das sich langsam näherte, dann aber unverkennbare Stimmen, die nach nichts anderem verlangten als einem kühlen Bier.

Neugierig drängten wir zu unseren Kameraden um zu erfahren, wie es denn knapp unter dem Himmelszelt so aussehe. Durch die Nebel- und Regenwände hatten wir im Tal ja nichts sehen können. Leider war auch das Wetter rd. 1000 m höher nicht besser, im Gegenteil. Zunächst blieb es zwar trocken, klar, wenn alles was an Wasser so da war auf Lobo und mich heruntergoss, dann aber setzte leichter Schneeregen ein, der zügig in eine weisse Pracht überging und den Kameraden die Sicht und den sicheren Tritt nahmen. Irgendjemand muss dann wohl die alte Geschichte vom Nanga Parbat erwähnt haben: zwei Brüder gehen auf einen Berg, einer und sieben Zehen des anderen bleiben oben......Kurz und bündig, die Truppe kehrte knapp 200 m unterhalb des Gipfels um, was unter den Witterungsbedingungen absolut angemessen erschien. Sie hatten ja auch noch einen weiten Weg vor sich, zunächst zurück zur Turtmann-Hütte, dort eine kurze Rast und dann den Weg hinab zu den Stauseen und hinunter ins Tal bis zum Hotel. Dabei wählten sie einen anderen Weg als wir und mussten somit nicht in der aufgeweichten Schafscheisse ins Tal hinunterschliddern.....

Gut, nach einigen kühlen Getränken, machte sich Appetit breit und wir waren frisch geduscht und gewandet wenig später mit den anderen Wanderern im Speisesaal versammelt. Zum Menü bestellten wir Wein und Wasser, fast kam das Personal mit den Getränkewünschen nicht mehr hinterher. Zum abendlichen Ausklang gab es noch das eine oder andere Bier, die Liebsten zuhause wurden vom vollständigen Rückkehren der Seilschaft informiert und alles war schön. Nur der Regen wollte die ganze Nacht über nicht aufhören.

Der Abstieg

Um es nicht allzu spannend zu machen, es goss noch immer, als wir uns nach erholsamer Nachtruhe zum Frühstück versammelten. Schon machte das Wort ‚Postbus' die Runde, die eigentlich geplante 5-6-stündige Überwanderung des Augstbordpasses war bereits dem Wetter geopfert worden. Eine kurze Unterhaltung mit dem Postbusfahrer ergab aber, dass man dem Wanderweg neben dem Bergbach folgen könne und dann entweder zur Luftseilbahn oder direkt hinab ins Rhonetal nach Turtmann wandern könne. Zudem sei dies auch ein schöner und leichter Weg durch Wald und Flur. Hey, es ging ja nur bergab.

Der Regenvorhang wurde dünner, und hörte nach und nach sogar auf. Der Weg war schmal, manchmal auch rutschig und an einer Stelle, bevor wir den Bergbach überqueren konnten auch fast nicht mehr vorhanden, so dass wir rutschend und greifend an der nassen Wiese hinunterglitten. Anschließend wurde es ein ganz normaler Wanderweg durch den Wald. Nach gut 2 Stunden bog Lobo ab in Richtung Luftseilbahn nach Oberems. Wir anderen folgten weiter dem Waldweg. Langsam besserte sich das Wetter, und als wir den Wald verliessen hatte Klärchen schon wieder das Regime übernommen. Zuletzt mussten wir auf steilen Asphaltwegen noch an diversen Weinhängen vorbei, da sich jedoch kein Weinbauernhof mit Verkostung anbot, landeten wir schließlich in Turtmann beim Italiener vor der sonnigen Tür. Entspannt liessen wir Bierchen, Pizza und Schnitzel kommen. Tobi erlitt noch eine Panikattacke, konnte die Zecke dann aber doch noch erlegen, bevor sie sich in seine zarte Haut bohrte. Da Tobi aber vermutete, da wo eine ist können auch mehr sein, legte er einen atemberaubenden - wenn auch nur sekundenschnellen - Strip hin, die weiblichen Servicekräfte schmolzen dahin.....

Unerbittlich verrann die Zeit, noch einen Kaffee, dann wurde es Zeit, den netten Damen unsere letzten Fränkli anzuvertrauen und uns auf den vertrauten Weg über das alte Flugfeld hin zur Bahnstation zu begeben. Keiner ging mehr verloren und pünktlich wie auf der Marschtabelle des GO angegeben, erschien der Stolz der SBB und brachte uns zunächst zurück nach Visp von wo aus wir den IC nach Zürich nahmen. Entspannung, noch ein Schälchen Pils, Landschaft geniessen, die BWF 2008 näherte sich unerbittlich ihrem Ende.

Der GO geleitete uns noch zum Airport, wo die Gattinnen nebst Simon Ole schon warteten. Simon Ole hatte auch seine erste kleine Bergtour mit Ute und Marion hinter sich. Das lässt zwar für die BWF - Next Generation hoffen, den Chronistenvater aber fürchten, dass sich bald der Sohn mit kindlich-naivem-wo-bleibst-Du-denn-Blick umdrehen wird.

Soweit war es aber noch nicht, der 3 ¾-jährige Kerl steckte mit stolz geschwollener Brust in einem viel zu großen Nati-Trikot mit der Nr. 16 (Tranquillo Bernetta, Bayer Leverkusen), das schwache Abschneiden der EM-Teil-Gastgeber ignorierend.

Das Gute zum Schluss.

Der Karneval 2009 hat in Mainz und anderswo stattgefunden, die BWF 2009 ist in Planung. Flugtickets für das Wochenende 09. - 12.07.2009 längst erworben. Wer nimmt teil? Wo geht es hin? Welche Schwierigkeitsgrade warten? Diese Fragen und vieles mehr kann nur EINER beantworten, der GO. Und ein Zweites ist auch Gewiss: Der Chronist wird davon berichten. Objektiv, aktuell und schonungslos - wie immer.

Berg heil

Ralf